Bruyere: Mythos, Qualität, Knappheit

Bruyere – Was ist das eigentlich? Kurze Vorgeschichte …

Bei Bruyere handelt es sich um das Holz der Baumheide (Erica arborea). Diese Pflanzenart zählt zur Gattung der Heidekräuter. Der immergrüne Busch oder Strauch erreicht Wuchshöhen von bis zu sechs Metern. 

Die Baumheide ist in zahlreichen Ländern beheimatet. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Azoren über Madeira, den Kanaren, den Mittelmeerraum, die arabische Halbinsel bis zu den Gebirgen Ostafrikas und Zentralafrikas. 

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Baumheide Strauch

Als Material zur Herstellung von Tabak und E-Pfeifen wird allerdings nicht das Holz des robusten Strauches verwendet, sondern die knollenartige Verdickung, die diese Pflanze ausbildet. Nur dort ist das facettenreiche Holz, das manch wunderschöne Pfeife ziert, zu finden. Die Verdickung befindet sich zwischen dem Strauch und der Wurzel des Gewächses. Weshalb die Pflanze diese Verdickung ausbildet, ist wissenschaftlich nicht genau belegt. Es wird vermutet, dass die Verdickung als Wasserspeicher dient, um die harten und trockenen Monate zu überstehen. 

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"Baby Knolle" Bruyere

(Das Foto zeigt eine „Baby-Knolle“ aus Bruyere. Diese Miniaturausgabe ist nur wenige Zentimeter groß, E-Pfeifen lassen sich daraus nicht herstellen:-) 

Die Knollen sind zum Zeitpunkt der Ernte in der Regel zwischen 25 - 50 Jahre alt. In diesem Alter erreichen sie eine Größe, die zur Herstellung von Pfeifen geeignet ist. Zudem versprechen größere Knollen ein lukratives Geschäft, weil sich daraus gleich mehrere Pfeifen herstellen lassen.

Da sich die Baumheide nicht kultivieren lässt, werden die Knollen vor Ort von ansässigen Bauern von Hand geerntet und anschließend zu Sägewerken gebracht, wo sie von Coupeurs zu Blöcken zurechtgeschnitten werden. Anschließend werden die Ebauchons über einen längeren Zeitraum gekocht und getrocknet. Die Blöcke werden in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt und an die Pfeifenhersteller verschickt. 

 

Bruyere Qualität

Bruyere zu verarbeiten, stellt in gewisser Weise ein „Abenteuer“ dar. Das „Problem“ ist die Unkalkulierbarkeit des aus der Natur stammenden Rohstoffes. Auch die Sortierung nach Qualitätsstufen erfolgt nach äußeren Gesichtspunkten. In den Block „hineinschauen“ kann auch ein Coupeur nicht.

Fakt ist, dass ca. 85 % des Rohmaterials nach Ausformung des Pfeifenkopfes sichtbare Unregelmäßigkeiten beinhalten. Davon enthalten ca. 10 %  ein bis vier kleinere Einschlüsse. 90% enthalten fünf oder mehr kleinere sowie größere Einschlüsse.

Dass diese Unregelmäßigkeiten aus ästhetischen Gesichtspunkten häufig als Makel empfunden werden, stellt die größeren kommerziellen Pfeifenhersteller vor besondere Herausforderungen. Schließlich wollen die Hersteller ihre Pfeifenköpfe möglichst attraktiv vermarkten.  

Insbesondere glatt geschliffene Serienmodelle lassen sich schlecht verkaufen, wenn Unregelmäßigkeiten zu sehen sind. Aus diesem Grund greifen die Hersteller häufig in die „Trickkiste“, um ein makelloses Erscheinungsbild zu suggerieren. Dabei wird oftmals dunkel gefärbt (gebeizt) und gekittet (aufgefüllt und glatt verschliffen). Es gibt Hersteller, deren Pfeifenköpfe zu 50! Prozent aus Füllstoff bestehen. Da hat schon so mancher Pfeifenraucher eines vermeintlich günstigen Modells seine Überraschung erlebt. 

Fertiger von handgefertigten Freihand-Modellen (zu denen wir uns ebenfalls zählen) betrachten das Holz in der Regel aus einem anderen Blickwinkel. Sie geben dem Holz in seiner ursprünglichen Form deutlich mehr Raum. Auch sie verfolgen oftmals kommerzielle Interessen, allerdings (und das ist der entscheidende Unterschied) spielt die kunstvolle Gestaltung der Formgebung in Einklang mit der Struktur des vorliegenden Stückes Natur eine übergeordnete Rolle. 

Aufgrund dieser Ausgangslage ergeben sich verschiedene gestalterische Möglichkeiten, mit diesen „vermeintlichen Makeln" umzugehen. Hier nun eine kleine (nicht vollständige) Aufzählung. Kombinationen dieser und weiterer Techniken sind natürlich denkbar. 


Zudem werden diese Techniken eingesetzt um den Gestaltungsspielraum zu erweitern und einzelne Bereiche oder das gesamte Shape zu akzentuieren. 

  • Kleinere Unregelmäßigkeiten werden naturbelassen
  • Kleinere und größere Unregelmäßigkeiten werden zur Gestaltung des Pfeifenkopfes integriert und kunstvoll in Szene gesetzt.
  • Färbung / partielle Färbung (Beizung)
  • Sandstrahlung (partiell oder gesamt) ggf. mit anschließender Färbung
  • Rustizierung (partiell oder gesamt) ggf. mit anschließender Färbung
  • Wegschleifen der vorhandenen Unregelmäßigkeiten (sofern nicht zu tief) und Anpassung des Korpus an die natürlichen Gegebenheiten
Manche Hersteller nehmen ein sogenanntes "Grading" vor. Dabei wird die vorliegende Pfeife anhand selbst festgelegter Kriterien und eigenen Maßstäben beurteilt bzw. benotet. Zur Bewertung werden Kriterien wie die Qualität des vorliegenden Holzes, der benötigte Arbeitsaufwand und dessen Schwierigkeitsgrad herangezogen. Nicht selten werden Buchstaben Kombinationen zur Benotung verwendet. 

Bruyere – Mythos

Oftmals zu lesen: Das beste Pfeifenholz stammt aus Korsika oder Italien.

 

Korsika ist in den Anfangsjahren der wichtigste Ausgangspunkt der Verarbeitung von Bruyereholz gewesen. Aufgrund der Tatsache hat sich vermutlich eine Legende gebildet, die teilweise von Herstellern und Händlern zu Marketingzwecken aufgegriffen wird. 

Fakt ist: In Griechenland und Marokko stehen heute die größten Bruyere-Sägewerke der Welt. Diese decken ca. 75 % des weltweiten Bedarfs an Rohmaterial zur Tabakpfeifenherstellung. Auf diese Sägewerke greifen die meisten großen Tabakpfeifenhersteller zurück. 


Fakt ist ebenfalls dass nicht nur Korsika und Italien ideale Wachstumsbedingungen besitzen, um die Baumheide gedeihen zu lassen. So finden sich (beispielsweise) in vielen anderen Ländern rund um das Mittelmeer ideale Wachstumsbedingungen. 

 

Bruyere Knappheit 

Die Nachricht versetzt seit einigen Wochen und Monaten die Liebhaber von Bruyere Pfeifen in Aufruhr: Bruyere wird knapp.

Dass dem, auf dem europäischen Markt, tatsächlich so ist, lässt sich zweifelsohne erkennen. Die Preise der Pfeifen aus dem beliebten Holz steigen seit geraumer Zeit unentwegt. Dabei folgt die Preissteigerung den Gesetzen des Marktes: Angebot und Nachfrage. Dass die Preise aufgrund einer verringerten Verfügbarkeit und gleichbleibender Nachfrage steigen werden, erscheint da nur plausibel. Zudem ist die Pfeife als Lifestyle-Produkt auch bei jüngeren Menschen wieder in Mode gekommen. 

Einige Hersteller reagieren bereits auf die aktuelle Situation. Amorelli, der renommierte italienische Hersteller hochwertiger Tabakpfeifen, fertigt mittlerweile auch Tabakpfeifen aus Karuba. Hinsichtlich der Raucheigenschaften soll das Holz des Johannisbrotbaums dem Holz der Baumheide in nichts nachstehen. Zudem steht Karuba als Ausgangsmaterial zur Tabakpfeifenherstellung in ausreichender Menge zur Verfügung. 

 

Die Frage, die sich einem zwangsläufig aufdrängt, ist die Frage nach den Ursachen die dazu führen dass dieses Holz immer rarer wird .

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Als Ausgangslage ist es erwähnenswert dass viele der Tabakpfeifenhersteller aufgrund der Kosten keine Lager besitzen. Es wird „just in time“ produziert, Lagerhaltung ist eben kostspielig. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, Hersteller Vauen zum Beispiel besitzt schon von jeher ein großes, eigenes Lager und ist deshalb (zumindest erstmal) nicht direkt von der Knappheit des Rohstoffs betroffen. 

Zwei grundlegende Ursachen können für diese Knappheit lokalisiert werden.

 

  1. Fachkräftemangel:  Fachkräftemangel? Ja, Sie haben richtig gelesen: in der Branche herrscht schon seit einiger Zeit ein sich abzeichnender Fachkräftemangel und genau dieser hat sich weiter fortgesetzt. Das Problem: Die Knolle ist ein Naturprodukt und die Baumheide lässt sich nicht kultivieren. Deshalb war und ist es so üblich, dass vor Ort ansässige Bauern in die Berge aufsteigen, um die Knollen auszugraben, zu ernten und zum Sägewerk zu transportieren. Diese Arbeit ist ein schlecht bezahlter Knochenjob und den möchte heute kaum noch jemand machen. Im Zuge der technologischen Entwicklung haben sich viele vor Ort ansässige Menschen umorientiert, um ihr Geld anderweitig zu verdienen. Viele der örtlichen, kleinen Sägewerke mussten ebenfalls schließen.
  2.  Der asiatische Markt hat Bruyere für sich entdeckt: Bruyere besitzt nicht nur positive Raucheigenschaften, sondern lässt sich verhältnismäßig gut verarbeiten. Zudem übt das Holz aufgrund seiner Optik eine Faszination auf die Menschen aus. Diese Faszination ist seit über zwei Jahrhunderten ungebrochen und diese Faszination hat auch die Menschen im asiatischen Raum erfasst. Das betrifft insbesondere China, das (nebenbei bemerkt) bereit ist, Höchstpreise für das begehrte Holz zu zahlen. China lässt im großen Stil in europäischen Fabriken produzieren, mittlerweile werden allerdings auch Kanteln verschifft. Die Ebauchons werden dort in eigenen Manufakturen zu Pfeifen verarbeitet.

Wir schätzen uns glücklich, Ihnen E-Pfeifen aus Bruyere Holz anbieten zu können.

Möglich wird dies durch einen sehr netten Kontakt zu einem kleinen Familienunternehmen in Portugal, über den wir uns ausgesprochen freuen. Auch dort werden die Knollen wie jeher von Hand ausgegraben, gelagert, gekocht und gesägt.  Die Kanteln werden dann als Paket direkt zu uns geschickt.  

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Bruyere Knollen und Kanteln ( Bild aus dem Lager in Portugal)

In Anbetracht des Wissens über den Inhalt eines solchen Pakets gestaltet sich dessen Öffnung wie das Öffnen einer Schatztruhe.

Denn auch wir sind von diesem facettenreichen, wunderschönen Holz fasziniert und jeder einzelne Kantel stellt eine Kostbarkeit dar.

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Wir hoffen, die Faszination dieser besonderen Knolle in Form unserer E Pfeifen an Sie weitergeben zu können...